Aufgrund der beiden Regentage sind wir unserem Programm etwas voraus – eigentlich hätten wir heute einen freien Tag machen können. Aber nein, das ist nichts für uns. Daher ein schneller Blick in den Reiseführer, was in der näheren Umgebung interessant klingt. Und schon ist ein neues Ziel gefunden: Carpentras.
Die quirlige Kleinstadt ist eigentlich bekannt für ihren bunten Freitagsmarkt, auf dem sich im Winter die Trüffelfreunde tummeln. Dienstags scheint die Stadt aber ein ruhiges Flair zu versprühen, denn heute ist alles schön beschaulich.
Wir betreten die Stadt durch das mächtige Porte d’Orange und landen relativ schnell am Kirchenplatz. Die spätgotische Cathédrale ist nach dem Hl. Siffrein benannt. Mehr als 100 Jahre wurde gebaut, da die finanziellen Mittel nur begrenzt flossen. Wir betreten die Kirche durch die sogenannte Juden-pforte. Juden, die konvertieren wollten, benutzten dieses Südportal auf dem Weg zu ihrer Taufe. Das Kircheninnere wirkt nüchtern und dunkel, einzig der Altarraum wird durch goldene Schnitzereien aufgewertet. Die schönen Glasfenster zeigen Bilder und Szenen aus der Bibel.
Die lustigen Wasserspeier in Form von Kobolden, Monstern und Tieren an der Außenfassade entzücken uns da schon sehr viel mehr.
Gleich hinter der Kirche finden wir die Reste eines 2000 Jahre alten römischen Torbogens, auf dessen Seite interessante Reliefdarstellungen von Vertretern der unterworfenen Völker dargestellt sind.
Danach schlendern wir noch durch die überdachte Passage Boyer, der lokalen Nobeleinkaufsmeile. Nach der Revolution von 1848 wurde diese von Arbeitslosen errichtet. Es ist knapp vor 12:00 Uhr und die Verkäuferinnen sind gerade dabei, alles was vor den Geschäften steht hinein zu räumen. Wir finden nette Sachen, aber das Geldbörserl sitzt fest verschlossen.
Unser Rundgang führt uns zurück zum Kirchenplatz mit dem großen Brunnen und seinen netten Restaurants. Mittags genießen wir wieder die tollen französischen Köstlichkeiten. Zu jedem Essen gibt es auch Baguette dazu und uns fällt auf, dass hier auch immer eigene Kindermenüs angeboten werden.
Auf der Fahrt Richtung Orange machen wir noch einen kleinen Abstecher in Châteauneuf-du-Pape, einem bekannten Weinbaugebiet der Provence. Der Ortsname deutet schon an, dass der Weinanbau auf die Päpste von Avignon zurück geht.
Schon von weitem dominiert die hoch über der Stadt liegende Burgruine das Landschaftsbild. Papst Johannes XXII. ließ diese Burg zum Schutz seiner Weinberge bauen. Als wir dann aber dort parken, sehen wir, dass außer zwei schön renovierten Seitenwänden nichts mehr davon übrig ist. Sie wurde in den Religionskriegen schwer beschädigt und im 2. Weltkrieg schließlich von den Deutschen gesprengt.
Dafür überblickt man von hier oben das gesamte Weinanbaugebiet sehr schön. Uns fällt noch auf, dass die Weinstöcke hier sehr viel niedriger sind als bei uns zu Hause (z.B. im Burgenland). An allen Ecken und Enden werken die Weinbauern und binden Äste an, spritzen die Früchte und was sonst noch so anfällt. Seit 1929 ist die Rebsorte Châteauneuf-du-Pape geschützt und nur 13 bestimmte Rebsorten sind zugelassen.
Das Dorf selbst ist wie ausgestorben und es scheint sich hier nichts zu tun – bis auf ein paar Weinkeller, die mit Weinverkostungen locken. Da wir schon zu Mittag süffigen Wein genossen haben, sehen wir von einer Degustation ab – sonst müsste Wolfgang seinen Führerschein abgeben.
Schließlich geht die Fahrt noch bis Orange auf den Campingplatz weiter.