Fast die ganze Nacht hat es durchgeregnet und laut Wetterbericht, soll es heute ein nasser Tag werden. Also beschließen wir in die Therme nach Meran zu fahren. Da wir auf dem Campingplatz eh auf einen anderen Platz umziehen müssen, fahren wir mit dem Auto.

Als wir Meran erreichen, grinst die Sonne frech zwischen den Wolken durch und die Dunstschwaden steigen hoch. Wir sind auf der Suche nach einem Parkplatz, da sich jener von der Therme in einer Parkgarage befindet, in die unser Campervan nicht hinein darf. Alle anderen sind mit Höhenbegrenzungen gesperrt oder seitlich entlang des Bordsteins mit Zeitlimits versehen. Wir kurven endlos umher und sind schon leicht genervt. Das Wetter wird auch immer schöner und da überlegen wir, dass es eigentlich eh eine Sünde wäre, bei einem solchen Wetter in die Therme zu gehen. Wir betrachten diese Fahrt als Ausflug und Orientierungsreise für die nächsten Tage und kehren um.

Zurück am Campingplatz schnappen wir die Radln und strampeln auch schon los. Schloss Runkelstein soll unser Ziel sein, das nordöstlich der Stadt auf einer Anhöhe thront. Im Nu erreichen wir die Bilderburg, wie sie auch genannt wird, und unser erster Gang führt uns in die Burgschenke – des Hungers wegen. Es ist sehr gemütlich in der überhohen, urigen Stube mit Kopfsteinpflaster, Steinwänden und der rustikalen Holzdecke. In der Mitte befindet sich, wie wir auf der Burg der Thurn und Taxis schon kennen gelernt haben, der Lebensbaum. Wir haben kaum Platz genommen, da werden wir auch schon vom Stubenhund, einem gutmütigen Schäfer, begrüßt – wie sich das so gehört für den Hausherrn! Während wir essen (was wiederum der echte Hammer ist), können wir durch´s Fenster sehen, dass es zu nieseln begonnen hat. Wurscht, mal sehn, wie´s in ein paar Stunden aussieht, wenn wir mit der Schlossbesichtigung fertig sind. Wir kommen mit dem Koch und dem Bierlieferanten ins Quatschen und erfahren so einiges über Bozen, Meran und natürlich das süffige „FORST“-Bier – das in Meran produziert wird.

Dann widmen wir uns endlich der Burg, die berühmt ist aufgrund des größten erhaltenen profanen Freskenzyklus des Mittelalters. Sie wurde um 1237 errichtet und zu dieser Zeit oblag der Burg vor allem die Kontrolle der wichtigsten Handelsroute. Deshalb weist die Burg einen sehr wehrhaften Charakter auf. Erst durch den Erwerb der Brüder Vintler 1385 wurde Runkelstein von einer Festung zu einem repräsentativen Gebäude umgestaltet. Als Bürger waren sie nicht adelig, wollten aber mit dem Erwerb der Burg und der Ausstattung mit Wandmalereien dem Adel nicht nachstehen. Sie ließen den gesamten Westtrakt und das sogenannte Sommerhaus mit Fresken ausschmücken, die im Zeitraum von 1390 bis 1410 fertiggestellt wurden.

Im Westtrakt können wir in fünf Räumen das höfische Leben, wie zum Beispiel der Reigentanz, das Ballspiel, Jagd- und Turnierszenen bestaunen. Im Sommerhaus hingegen wird höfische Literatur in Bildern erzählt: die tragische Liebesgeschichte von Tristan und Isolde, die wohl die Bedeutendste des Mittelalters war. Auch der kühne Garel wurde verewigt, der Ritter an König Artus Tafelrunde war. Dabei wurden nicht einzelne Bilder gemalt, sondern Szenen fortlaufend aufgebaut. Bei einem Absturz der Nordwand 1868 wurden leider viele Fresken beschädigt.

1893 bekam die Stadt Bozen die mittlerweile stark heruntergekommene Burg geschenkt, die sie nach aufwendigen Renovierungsarbeiten in den 90er Jahren im April 2000 feierlich eröffnete.

Wir schlendern von Raum zu Raum – der Holzboden knarzt bei jedem Schritt unter unseren Füssen – betrachten die tollen Fresken und informieren uns auf den zahlreichen Tafeln über die Burg und das Leben. Von der Schwalbenschwanzzinnen bewehrten Ringmauer haben wir einen prächtigen Blick auf die Stadt Bozen, die Seilbahn auf den Ritten, die umliegenden Weinberge und den Fluss Talfer, der weit unter der Burg vorbei rauscht.

Es ist mittlerweile schon nach 16:00 Uhr und wir sind mit der hochinteressanten Besichtigung am Ende – und der Regen ist es auch, denn die Sonne ist zurück. Im Burghof gönnen wir uns noch einen Cappuccino und was Süßes und dann radeln wir wieder zum Campingplatz zurück.

Jetzt müssen wir noch a bisserl rasten, denn heute Abend ist eine Weinkost angesagt.

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