Wir nehmen um 09:15 Uhr den Bus, der uns ins Herz der Dolomiten zu den Drei Zinnen bringt. Die Sonne hat heute verschlafen und daher sieht es noch ein wenig düster aus. Macht nichts – Hauptsache, es regnet nicht!

Auf etwa der halben Strecke beginnt die beeindruckende Passstraße, die sich kurvig, aber großzügig hochschlängelt. An einer Stelle muss unser Busfahrer rückwärts schieben, weil sich ein von oben kommender Van-Fahrer in die Hosen macht. Aber ehrlich, ich bin froh, dass wir die Idee mit dem Bus hatten, denn ich hätt mich garantiert auch gefürchtet. Auf dunkelgrünen Weiden sind Kühe und auch Pferde zur Sommerfrische hier oben – zu beneiden, bei diesem schönen Ambiente. Berge, wohin wir schaun und die Spitzen sind auch schon angezuckert.

Kurz vor dem Misurinasee (der schon in Venetien liegt) führt die Panoramastraße links hinauf zur Berghütte Auronzo. Diese Straße ist für normale Autofahrer gebührenpflichtig – 20,00 Euro die wir uns sparen. Nach etwa einer dreiviertel Stunde – ab dem Campingplatz – erreichen wir den Parkplatz. Ohne größere Verzögerung stapfen wir auch gleich los. Die Drei Zinnen sind ein beliebtes Ausflugsziel, das merken wir sofort, denn es herrscht hier ein Menschenaufkommen, einem Almauftrieb gleichzusetzen.

Ein Teil der Dolomiten wurde im Juni 2009 zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt. Der Rundweg um die Drei Zinnen wird als einfache Bergwanderung mit großartigen Ausblicken beschrieben und das ist wohl mit ein Grund, warum hier ganze Busladungen abgeliefert werden. Der Weg ähnelt anfangs wirklich einem Spazierweg und so haben wir Zeit genug, uns auch rundherum umzusehen.

Dabei erfreuen wir uns an der schönen Alpenflora, wie dem Steinbrech, den Grasnelken oder dem prächtigen Eisenhut.

Schnell haben wir die Südseite der Drei Zinnen erreicht und langsam ist auch die Sonne wach geworden und blauer Himmel wird sichtbar. Da entdecken wir waghalsige Bergkletterer an den senkrechten Abhängen. Uns wird beim Zusehen schon ganz anders, denn die höchste der Zinnen ist 2.999 m und die kleinste immerhin auch noch 2.857 m hoch. Wir halten uns nicht lange auf, denn der schönste Blick auf die Drei Zinnen bietet sich im Norden und wir hoffen, dass sich doch noch einige der lauten Italiener vom jetzt ansteigenden Wanderweg abschrecken lassen. Sie treten in Rudeln auf und quatschen unaufhaltsam und das in einer Lautstärke, als wären sie allein da.

Ein Traummotiv für jeden Fotografen oder Filmer finden wir wirklich auf der Rückseite der Drei Zinnen. Wir nehmen uns daher genügend Zeit, um alle Eindrücke einzufangen. Mittlerweile herrscht hier auch ein Bilderbuchwetter, wie es kitschiger nicht sein könnte. Doch wir haben uns den Rundweg vorgenommen und müssen daher weiter. Aufgrund dessen, dass wir eh nach wenigen Schritten immer stehen bleiben müssen, um Fotos zu machen, brauchen wir aus Erfahrung die doppelte Zeit, als veranschlagt.

Wir erreichen die Drei Zinnenhütte, lassen sie jedoch links liegen – wir möchten die Massen der Wanderer meiden, denn ab hier trennt sich die Spreu vom Weizen und es sind nicht mehr so viele, die weiter marschieren. Mit Blick auf die Drei Zinnen führt das Wegerl jetzt rapid ins Tal hinunter. Von oben sind viele Buchstaben oder Namen zu lesen, die kreative Wanderer mit dem weißen Dolomitengestein auf den Grasflächen aufgelegt haben. Minütlich können wir beobachten, wie Nebel aufzieht und die Bergspitzen in Grau hüllt. Wir haben also riesiges Glück, genau zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu sein.

Leider werden nach und nach die Wolken noch dunkler und es wird wieder kühler. Wir packen unsere Jacken wieder aus und kämpfen uns langsam vorwärts. Die Strecke, die wir hinab gestiegen sind, müssen wir auf der anderen Seite auch wieder hoch. Uff, das Herzerl bumpert, dass es im Brustkorb nur so dröhnt und die Puste geht auch langsam aus. Da helfen die hübschen niedrigen Enziane, denn sie zwingen aufgrund eines Fotos zu einer Pause. Dann geht´s wieder ein paar Schritte weiter, bis zum nächsten Halt: mal was trinken und Traubenzucker essen. So geht es eine Weile dahin. Der Herrgott da oben weiß, dass uns heiß vom Bergsteigen ist und daher spuckt er stellenweise auch mal runter.

Etwa eine dreiviertel Stunde vor unserem Ziel kommen wir zur Malga Langalm, die aber ihre Pforten für dieses Jahr schon geschlossen hat. Daher geht es weiter des Weges, vorbei an zwei Mini-Bergseen, wieder hoch hinauf. Es beginnt zu nieseln und als sich der Regen dann zu Graupeln wandelt, ist es vorbei mit dem Spaß: i mog nimma! Owa Wolfgang zaht mi weida.

Zwanzig Minuten vor dem Ausgangpunkt ist die Sonne wieder da und der Weg wird auch wieder etwas leichter. Trotzdem brennen die Füße, das Kreuz schmerzt und wir sind schweißnass, bis auf die Unterhosn.

Dann haben wir es geschafft, die Auronzohütte ist wieder in Sicht, getaucht in helles Sonnenlicht. Auf direktem Weg geht es in die Gaststube – endlich wieder mal sitzen! Wir kaufen uns eine Suppe, die zwar aussieht, als war sie schon mal gegessen, aber sie ist warm und schmeckt ganz gut. Viereinhalb Stunden sind vergangen und die Drei Zinnen sind nicht mehr sichtbar, vom Nebel komplett verschluckt. Mit hochroten Köpfen sitzen wir die Zeit bei einem Weizenbier noch ab, bis der Bus wieder kommt.

Wie ferngesteuert sitzen wir im Bus und schauen so in die Gegend. Doch immer wieder erregen schöne große Enziane meine Aufmerksamkeit. Einige Serpentinen weiter unten sind dann noch große Wiesenflächen bedeckt mit Herbstzeitlosen.

Gegen 17:00 Uhr treffen wir am Campingplatz wieder ein. Nach einer ausgedehnten Dusche bekomme ich dann noch eine tolle Massage und schon ist die ganze Plagerei vergessen. War ja doch ein Erlebnis mit wunderbaren Aussichten in die Bergwelt Südtirols.

2 Kommentare zu „03.09.10 – Drei Zinnen / Dolomiten

  • 4. Juni 2013 um 17:21 Uhr
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    Hallo Petra

    Vorab schon mal viel Spass in Eurem Urlaub – habe mir die Seite wieder durchgelesen und will auch gleich wieder dorthin.

    Leider habe ich den Reiseführer nicht bei der Hand, aber wir waren direkt am Campingplatz am Nordende des Toblacher Sees. Meines Wissens ist das der einzige Campingplatz am See. Habe schnell mal gegoogelt – glaube, dass es dieser war: http://www.toblachersee.com/

    Am Nordende des Sees geht eine Abzweigung auf eine Seitenstrasse weg, dann über ein Brückerl und schon steht man am Campingplatz. Ist eigentlich nicht zu verfehlen.

    Ausstattung war nicht so wahnsinnig toll – wir haben uns wegen der zentralen Lage zu den 3 Zinnen dort einquartiert.

    Liebe Grüsse
    Wolfgang

  • 4. Juni 2013 um 11:18 Uhr
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    Hallo,
    klingt toll euer reisebericht.
    Eine Frage habe ich, auf welchem Campingplatz ward ihr? Wir haben nämlich vor,
    jetzt in 4 Wochen auch dorthin zu fahren … um dann weiter nach istrien zu fahren.

    Liebe Grüße
    Petra Steinmetz

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