Mit dem Auto fahren wir bis Kaltern und parken am Bahnhof. Von dort starten wir den Wanderweg Nr. 4 „Schäufelewiesweg“ zum Montiggler See. Es herrscht heute traumhaftes Wetter mit blauem Himmel und vereinzelt Schäfchenwolken. Vorbei an Apfelplantagen und Weinstauden marschieren wir das Bergerl hoch und erreichen bald den Montiggler Wald.

Die Sonne blinzelt durch das Blätterdach des Mischwaldes. Es feuchtelt noch vom nächtlichen Regen und die Luft riecht nach Schwammerl und Moos. Farne, Maiglöckenblätter und Efeu bedecken den Boden und es ist still und einsam. Hin und wieder rumpeln Mountainbiker über die Wurzeln und Steine an uns vorbei. Hut ab, wir könnten uns das nicht vorstellen hier herum zu radeln.

Wir erreichen eine Waldlichtung, die gesäumt ist von Brombeerstauden – leider sind die Früchte noch nicht reif. Auf der anderen Seite wachsen wieder Apfelstämmchen in Reih und Glied und die roten Backen lachen uns entgegen.

Dann führt der Weg wieder in den Wald, wo wir an so mancher „Kreuzung“ nicht wissen, in welche Richtung wir weiter marschieren sollen.

Nach gut eineinhalb Stunden erreichen wir schließlich die Montiggler Seen. Der kleine und große See liegen in einer Mulde, die von eiszeitlichen Gletschern ausgeschleift wurden. Beim Abfluss des großen Sees entstand ein 5 ha großes Verlandungsmoor. Aufgrund des geringen Wasseraustausches ist die Belastbarkeit der Seen sehr gering und die niedrige Nährstoffmenge führt zur Überdüngung. Es kommt zu einer massiven Algenbildung, die Sauerstoff verbrauchen.

Im Restaurant mit Blick auf den See gönnen wir uns ein Mittagessen – Risotto für Wolfgang und Gnocchi für mich (übrigens, ich hab schon ewig keine so köstliche Gnocchi gegessen!). Dabei werden wir vom Nebentisch (Bayern) auf´s Köstlichste unterhalten, denn die bekriegen sich verbal, als befänden sie sich auf der Bühne.

Wir wandern weiter durch die Wälder mit den kleinen primitiven, aber hübschen Marterln und Bankerln und irgendwann verlieren wir wieder den richtigen Wanderweg. Aber wie heißt der Spruch „alle Wege führen nach Rom“ – in diesem Fall nach Kaltern. So marschieren wir anstatt des Weges Nr. 4 bzw. 3A den Weg Nr. 5 weiter und erreichen nach kurzer Zeit das winzige Dorf Montigglo mit ihren 10 Häusern (oder sind es doch mehr?). Von dort geht es wieder durch Wein- und Obstanbaugebiete eine Zeitlang nur bergab. Das Dumme dabei ist, dass wir das alles irgendwann auch wieder bergauf gehen müssen – nämlich das letzte Stück bis Kaltern (und da geht uns schon die Kraft etwas aus).

Es ist fast genau 15:30 Uhr, als wir die Straße ins Ortszentrum hochgehen. Um uns ein bisschen abzukühlen, statten wir gleich dem Kircheninneren einen Besuch ab. Danach zieht der mächtige freistehende Glockenturm unsere Aufmerksamkeit auf sich. Alte Malereien und eine hübsche Sonnenuhr sind nur kleine Details.

Wir machen es uns in einem Restaurant gemütlich und genießen ein Eis. Es hat 26°, wie sie in den Wetternachrichten grad melden und die nächsten Tage soll es noch wärmer werden. Passt, haben wir ja auch bestellt! Der tiefblaue Himmel ist mittlerweile wolkenlos, nur die Flugzeuge sind am Firmament auszumachen.

Wir wechseln den Platz im Café gegen das Bankerl am Brunnen, der sich inmitten des Platzes befindet. Von hinten wärmt die Sonne und vorne können wir das Geschehen beobachten. Das Zentrum von Kaltern ist verkehrsarm und das ist sehr angenehm. Lediglich der Bus, die Polizei und Radfahrer dürfen durchfahren. Es ist so gemütlich hier, dass es uns schwer fällt aufzustehen, zum Auto zurück zu kehren und zum Campingplatz zu fahren.

Dort machen wir es uns aber auch wieder mit einem Glaserl Wein bequem – leider nicht mit einem „Kalterer See“, der zu 85 % von der Vernatschrebe stammt. Das Weindorf Kaltern hat seit 1999 die geschützte Marke „wein.kaltern“ auf den Markt gebracht und umwirbt dieses wo immer man auch hinkommt. Die Weine des Ortes sind von hoher Qualität und aufgrund des niedrigeren Säuregehalts sehr bekömmlich und süffig.

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2 Kommentare zu „10.09.10 – Kaltern

  • 13. April 2012 um 07:59 Uhr
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    Hi Matthias.

    Ich weiss noch, dass wir die erste Nacht in Sterzing verbracht haben, auch bei Schnee – waren aber nur ein paar „Flankerl“. Ein paar Tage später dann in Bozen -> Hochsommerwetter. In Südtirol kann man alles erleben.

    Hoffe ihr habt auch ein Gläschen Kalterer geschlüft!

    LG
    Wolfgang

  • 12. April 2012 um 22:02 Uhr
    Permalink

    Heute waren wir auch am Kalterer Seee und in Kaltern. Du hast eine schöne Wegbeschreibung gemacht. Danke dafür.
    Sind einmal um den Kalterer See gewandert (7.5 km) und es war sehr schön. In unserem Quartier in Gries am Brenner gab es heute Nacht 20 cm Schnee und in Südtirol war es 18 Grad warm. 100 km Unterschied und machen doch etwas aus.Wir lieben TirolMatthias und Ewa

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