Bevor wir ins Auto steigen, spazieren wir eine Runde in Aurigeno. Nicht weit von unserem Rustico entfernt, liegt die Pfarrkirche S. Bartolomeo. Sie ist leider verschlossen, sodass wir keinen Blick ins Innere werfen können. Die Kirche bildet mit dem Pfarrhaus, dem teilweise abgetragenen Beinhaus und dem Friedhof eine malerische Gruppe. An der Nordseite weist die Kirche romanisches Mauerwerk und Reste spätgotischer Fresken auf.
Knapp hundert Meter neben der Kirche können wir ein „Marterl – bemalt mit wunderschönen Fresken – bewundern. Die Straßen des gesamten Ortes sind mit runden Steinen gepflastert, die zwar schön anzusehen sind, aber auf denen schwer zu gehen ist. In allen Gärten wachsen riesige Hortensienbüsche und Blumen aller Art. Die vielen bunten Farben kommen durch die Steinhäuser sehr gut zur Geltung.
Wo Rovana- und Maggiatal zusammentreffen, liegt Cevio, das wohl schönste und kunstsinnigste Dorf der Gegend. Es ist seit knapp 600 Jahren der Hauptort des Bassa Valle. Seit 1403 war Cevio der Sitz sowohl der italienischen wie der eidgenössischen Statthalter. Kein Wunder also, dass im Gegensatz zum ansonsten eher armen Tal gerade hier viele ungewöhnlich große und reich verzierte Herrenhäuser zu finden sind. An der großen Piazza befindet sich der ehemalige Gerichtssitz mit seiner wappengeschmückten Fassade. Wir promenieren in den Altstadtkern mit den nicht minder sehenswerten Steinhäuser. Dort leben die meisten der heute 450 Einwohner. Der Ort ist auch bekannt für seine Ausbildungsstätten für Handwerker. Es werden noch Körbe geflochten, Wolle gesponnen, getöpfert und vieles mehr. Der Zutritt zu den beiden Museen bleibt uns leider verwehrt, da wir zur Mittagszeit unterwegs sind und diese geschlossen sind. So spazieren wir weiter zur Wallfahrtskirche Madonna de Ponte. Diese Kirche begeistert uns überhaupt nicht, da der gesamte Innenraum vom Schimmel schwarz überzogen ist und es außerdem furchtbar riecht. Liebe Madonna, da ist noch viel zu renovieren!
Viele, teils sehr enge, Serpentinen führen uns hoch bis nach Bosco Gurin. Es ist der höchstgelegene ständig bewohnte Ort im Tessin und der einzige mit überwiegend deutschsprachiger (walserdeutscher) Bevölkerung.
Obwohl nach einem Lawinenabgang mindestens die Hälfte der Dorfbauten durch Tessiner Steinhäuser ersetzt wurden, gibt es noch heute einige Musterbeispiele der Walliser Baukunst. Eine schöne Mischung, die sich bei unserem Spaziergang präsentiert. Auch hier prägen viele bunte Blumen das Bild.
Richtig romantisch dieses „Heidi-Dörflein inmitten schneebedeckter Berge. Das Läuten der Kuhglocken mischt sich mit dem Geläute der Kirchenglocken zu einem richtigen Konzert. Wir verweilen kurz in der Kirche und dann finden wir mitten im Dorf ein schönes Platzerl, wo wir unsere Jause verzehren. Das einzige, was uns ein wenig stört, sind die vielen Deutschen, die mit ihrem Geschnatter die Ruhe stören. Ein weiteres Minus sind die protzigen Hotelburgen am Eingang des Dorfes, aber für den aufkeimenden Tourismus sind auch die wichtig.
Wir fahren wieder zurück bis Cevio und dann weiter hinauf ins Val Lavizzara bis Mogno. Schon im Herbst 2001 waren wir hier, um uns die berühmte Kirche des Tessiner Architekten Mario Botta anzusehen. Das abgeschrägte Dach der Kirche San Giovanni Battista ist die auffälligste moderne Attraktion weit und breit. Der Vorgängerbau wurde 1986 bei einem Lawinenabgang zerstört. Das Werk des Stararchitekten erhitzt seitdem die Gemüter. Für die einen ist der Botta-Bau, eingeweiht 1996, ein Fremdkörper, für die anderen ein wahres Kunstwerk. Wir sind jedenfalls von der Form und den Farben sehr begeistert. Es sind fast keine Touristen mehr unterwegs und so können wir die Atmosphäre im Inneren in vollen Zügen genießen. Die Sonne strahlt durch das Glasdach herein und zaubert bizarre Bilder auf die schwarz-weiß gestreiften Mauern.
Nur einige Kilometer weiter das Maggiatal hinauf, liegt das 50-Einwohner-Dorf Fusio (1.289 m). Es ist bereits nach 16:00 Uhr, als wir dort eintreffen und außer uns sind kaum mehr Touristen unterwegs. Sehr schmale Häuser sind aneinander gebaut und wir spazieren in den Gassen herum. Die kleine gelb getünchte Kirche passt sehr schön ins Ortsbild. Auf dem Rückweg zum Parkplatz begegnen wir noch einer Kuhherde, die unterwegs in die Ställe ist. Bevor wir wieder nach „Hause fahren, stürmen wir in Maggia noch den Supermarkt. Bei den Preisen vergeht uns zwar der Hunger, aber der Eiskaffee lockt dann trotzdem.