Heute ist laut Reiseprogramm wieder ein Tag zur freien Verfügung und den nutzen wir, um die Hauptstadt der Insel näher kennenzulernen. Daher schlendern wir nach dem Frühstück zur Bushaltestelle, wo wir Brigitte und Doris wieder treffen. Später gesellen sich noch Petra und ihr Mann dazu. Das Busfahren ist auf Zypern eine gute Variante, weil die Preise sehr günstig sind. Andererseits ist es auch jedes Mal ein kleines Abenteuer, weil man nicht weiß, wann der Bus zur Haltestelle kommt. Es gibt eine Start-Haltestelle und dazu auch eine Abfahrtszeit und je nachdem wie schnell der Bus zu den einzelnen Haltestellen kommt, umso früher kommt er zu deiner Haltestelle. Daher verharren wir knapp eine halbe Stunde, bis wir dann einsteigen können. Die Fahrt dauert laut Timetable etwa eineinhalb Stunden, also machen wir es uns gemütlich und genießen die Gegend. Auf der Fahrt fallen uns immer wieder die blauen Säcke auf, die zwischen den Leitplanken liegen. Melina hat uns dazu erklärt, dass die Straßenreinigung Müll aufsammelt und die Säcke dort zwischengelagert. Irgendwann wird dann durchgefahren und die Säcke eingesammelt. Schnell zücken wir unsere Kameras, als das eindrucksvolle Bekir-Pash oder auch Kamares Aquädukt kurz ins Blickfeld kommt. Bekir Pascha war 1746 der türkische Statthalter von Larnaka und ließ es errichten und Kamares heißt das Gebiet, etwa zehn Kilometer von der Stadt entfernt. Bis 1939 speiste eine Quelle die Stadt und von den ursprünglich 75 Bögen des Aquädukts sind heute noch etwa 20 intakt und sind ein Hingucker in der Landschaft.
Nach einer Stunde erreichen wir die Vororte mit den luxuriösen Häusern und Hotelburgen. Nur kurze Zeit später steigen wir direkt an der Promenade von LARNAKA aus und befinden uns mitten im Getümmel. Palmen säumen den Gehweg und daher wird die prächtige Promenade auch Finikoudes genannt, was in Griechisch kleine Palmen bedeutet. Schmucke Laternen und verschnörkelte Bänke zaubern ein gediegenes Flair auf den Boulevard. Eine mächtige Häuserzeile mit Restaurants, Cafés und Hotels trennt den Strand zur Altstadt ab. Auf dem flachen braunen Sandstrand stehen Liegen, Schirme, Sportplätze, Toiletten, Kiosk, Strandbars, Stände für Eis und Luftballons und vieles mehr zur Verfügung. Auch schwimmende Rollstühle und Bootsfahrten werden angeboten und Rettungsschwimmer sorgen dafür, dass nichts passiert. Am Ende des Strandes stoßen wir auf das Kastell, das einst die Stadt bewachte. Heute ist die Burg ein Museum und dafür nehmen wir uns heute keine Zeit. Daher erhaschen wir nur einen kurzen Blick in den Innenhof und spazieren weiter. Nach nur wenigen Schritten landen wir im alten türkischen Viertel, wo wir in der Nicolaou Roussou Street zur Zouhouri Moschee kommen. Der massive Bau stammt aus dem 17. Jhdt., wurde aber im 19. Jhdt. renoviert und das Minarett hinzugefügt.
Einige Gassen weiter stoßen wir dann auf das Highlight von Larnaka, die Lazarus Kirche. Die Dreikuppelkirche wurde im späten 9. Jhdt. erbaut über der Grabstätte des Heiligen Lazarus. Der Steinkirche wurde im 19. Jhdt. ein reich verzierter Glockenturm angebaut. Wir betreten den Innenraum und sind überwältigt vom Glanz der Ikonostase, die von den pompösen Kronleuchtern angestrahlt wird. Wir bestaunen die barocken geschnitzten mit Gold überzogenen Ikonen und sind beeindruckt von der Kunstfertigkeit, die in so frühen Zeiten schon vollbracht wurde. Da uns plötzlich die Menschenmenge überrollt, nehmen wir kurz auf einer Bank Platz und betrachten die Szenen, die sich hier abspielen. Das Ritual der Gläubigen kennen wir mittlerweile, sie betreten die Kirche, bleiben vor den Ikonen stehen, bekreuzigen sich dreimal, küssen ein Bild nach dem anderen und verlassen auf der anderen Seite den Raum wieder. Auch der Schrein mit der Schädeldecke des Heiligen Lazarus wird dabei nicht ausgelassen. Bevor wir der Menge in die dunkle Grabkammer folgen, wo der Schrein des Heiligen Lazarus ausgestellt ist, lassen wir unseren Blick noch herumschweifen. Dann steigen auch wir in die Krypta hinunter und verlassen sie genauso schnell wieder, denn außer einer leeren Steinkiste ist nix zu sehen.
Wir entzünden noch Kerzen, verlassen dann die Kirche und setzen unseren Spaziergang durch die Stadt fort. Als wir zur Moschee kommen, stehen wir vor verschlossenen Toren, daher beschließen wir Mittagspause zu machen. Fündig werden wir im Aphrodite´s Secret, wo sich in der oberen Etage ein Restaurant befindet. Wir bekommen einen Tisch im Eck zugeteilt mit einem schönen Blick auf die Lazarus – Kirche. Wir bestellen quer durch die Speisekarte typische zypriotische Gerichte von Tabouleh, über Zaziki, Fried Kubbeh, Fried Halloum, Auberginensalat, Fukharet Kufta bis Shish Kabab und sind von allem begeistert. Wolfgang opfert sich für mich und tauscht sein Essen mit meinem, weil mir das Lammfleisch doch zu heftig schmeckt. Als Abschluss spendiert uns das Restaurant zum Cypriot Coffee noch Doukissa, das ist eine Art Kuchen, die dem deutschen kalten Hund ähnelt. Dazu werden Butterkekse zerbröselt und mit Butter, Schlagobers, Zucker und dunkle Schokolade vermischt und kaltgestellt.
Gestärkt spazieren wir wieder weiter und sind nun bereit für die Kebir-Moschee, die neben der Burg liegt. Im Hof können wir auf einem Aushang mit Beschreibungen und Bilder studieren, wie man sich zu kleiden hat, bevor man die Moschee betritt. Daher ziehen wir Jacken an und wickeln uns Schals über den Kopf. Es muss jeder Flecken Haut bedeckt sein und daher bekommt Brigitte einen bereitgestellten Zwergenkittel, weil bei ihr der Hals noch zu nackig ist. Alle miteinander sehen aus wie Deppen, aber Vorschrift ist Vorschrift. Wir betreten ehrfürchtig den Innenraum und sind dann ein wenig enttäuscht, weil wir uns das alles anders vorgestellt haben. Ein türkisblauer Teppich bedeckt den Boden, auch Säulen und Torbögen sind in derselben Farbe gestrichen. Wir erhalten die Erlaubnis fotografieren zu dürfen und halten natürlich die Stimmung bildlich fest. Um das Innehalten und das Gebet von hereinkommenden Männern nicht zu stören, verlassen wir die Moschee wieder. Von außen ist die Moschee schon beeindruckender. Zwischen dem 13. und 14. Jhdt. war sie eine katholische Kirche und war der Heiligen Katharina geweiht.
Wir halten nochmal kurz inne an der Burg und betrachten das Treiben am Strand, wo die Menschen flanieren, Kinder und Hunde spielen und Sonnenanbeter braten. Dann folgen wir den schmaler werdenden Weg am Strand ins türkische Viertel Skales. Hier zeigt die Stadt nur nach wenigen Schritten einen komplett anderen Charakter mit kleineren Häusern, die teilweise zerfallen sind oder sichtlich schon leer stehen. Die Natur überwuchert die alten hölzernen Haustüren mit den schmiedeeisernen Gittern, der Putz bröselt ab und doch ist zu erkennen, dass hier einst ein pulsierendes Leben herrschte und die Menschen sehr feudal wohnten. Geblieben sind aus der vergangenen Zeit nur noch die Straßenschilder mit den türkischen Namen und die hohen mediterranen Büsche und Bäume.
Wir sind wieder im Zentrum der Stadt gelandet und statten der Markthalle einen Besuch ab. Ein Hingucker ist der Obst- und Gemüsestand und als wir dann Mandoras entdecken, die uns Milena empfohlen hat, kaufen wir uns eine zum Verkosten. Die Kreuzung von Mandarinen mit Orangen ähnelt eher einer Orange, was die Schale und den Geschmack betrifft, schmeckt uns aber sehr gut.
Gemeinsam treten wir den Rückweg zur Bushaltestelle an und sammeln nochmal die Eindrücke an der Promenade ein. Jetzt fällt uns noch das Monument des Heiligen Markus auf, ein venezianischer Löwe mit Flügeln, der seit 2019 den Menschen entgegenlächelt. Er hält ein Buch in seinen Pfoten mit der Aufschrift „Pax Tibi Mar Ce Van Geli Sta Mevs“, was so viel bedeutet wie „Friede sei mit dir, Markus, mein Evangelist“. Frieden wünschen sich auch die Menschen, die auf der Insel leben und die Hoffnung eines Tages doch noch ihr Land zurückzubekommen.
Larnaca hat tausend Jahre auf dem Buckel und war zur Bronzezeit als Kition schon eine bedeutende Siedlung. Viele mächtige Länder beherrschten im Laufe der Jahrhunderte die Insel, bis es schließlich zur Teilung kam. Das hat auch in Larnaka seine Spuren hinterlassen, denn sie wurde immer wieder platt gemacht und auf den Ruinen wieder aufgebaut. Der Name könnte von Larnax, den Sarkophagen aus Ton gekommen sein, die hier gefunden wurden.
Zurück zur Haltestelle, treffen hier auf andere Reiseteilnehmer, die uns von ihrem Tag erzählen. Auf Empfehlung der anderen, gönnen wir uns noch ein Eis bevor wir einsteigen.
Zufrieden über den schönen Tag genießen wir die Rückfahrt in der untergehenden Sonne. Als das Aquädukt ins Blickfeld kommt, sind wir wieder beeindruckt, denn es wirkt im Abendlicht noch mächtiger und imposanter.
Fast angekommen in Limassol sind wir uns nicht einig, bei welcher Haltestelle wir aussteigen müssen. Daher landen wir wenige Minuten später im Hafengebiet und dürfen die 4,5 km zurücklaufen zum Hotel. Die Abendsonne taucht die Promenade und die Häuser wieder wunderschön in ein warmes Licht und zaubert eine mystische Stimmung. So laufen wir dahin und vergessen beim Genießen auf die schweren Füße.
Es geht sich noch eine wohltuende Dusche und eine kurze Rast aus bis zum letzten gemeinsamen Abendessen, das wir uns wieder schmecken lassen.